(Nach einer auf verschiedene Quellen gestützten Vorlage von E. Wrubel)
Nach der germanischen Völkerwanderung drangen Slawen entlang der Elbe bis in unser hiesiges Urstromtal vor.
Aus der Zeit nach 800 stammen zahlreiche Scherbenfunde, die beweisen, dass sie sich bei uns in kleineren Gruppen auf Anhöhen am Elbknie und am Kirchsee niederließen. Daraus entstanden nach und nach Ansiedlungen von geringem Ausmaß.
Zu Beginn des 11. Jahrhunderts ging die Siedlung am Ziegeleiberg aus uns unbekannten Gründen in Flammen auf und wurde aufgegeben. Womöglich gesellten sich ihre Bewohner zu denen, die auf der Erhöhung am Kirchsee lebten. Dort müssten wohl auch die Anfänge unseres Dorfes zu suchen sein.
Im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts wurde auf der Anhöhe am Elbknie eine steinerne Burg errichtet. Sie bildete einen Stützpunkt des von Albrecht dem Bären geschaffenen Sicherungssystems und spielte sicherlich in den Plänen zur Rückeroberung der im Slawenaufstand von 983 verloren gegangenen ostelbischen Gebiete eine Rolle.
1155: Dornburg an der Elbe wird in den Annalen des Bistums Brandenburg als duae villae Dorneburg und anlässlich der Einweihung der Klosterkirche zu Leitzkau am 13. September zum ersten Male urkundlich einwandfrei erwähnt. In Anwesenheit des Magdeburger Erzbischofs Wichmann und des Bischofs Wigger von Brandenburg schenkte der mit Gefolge und Familie erschienene Markgraf Albrecht der Bär der Kirche die Dörfer Turneburch und Predele. Der Markgraf war Herr des Gebietes um Dornburg. Die Grafen von Dornburg, Nachkommen des Gottschalk von Gabelincze, waren bis 1240 Lehensmannen der Askanier.
Bis 1382 gehörte Dornburg dem Grafen von Lindau, dann denen von Schierstedt.
1413 kam es durch Kauf in die Hände von Albrecht IV. von Anhalt und wurde bald darauf verpfändet an den Ritter Otto von Belitz und gelangte schließlich an Ulrich Schenke Quast.
1436 wurde die Burg von den Sachsen besetzt, ausgeplündert, in Brand gesetzt und dann wieder den anhaltischen Fürsten überlassen. Auch das Dorf litt unter den Verwüstungen. In der Chronik des Bistums Brandenburg wird es 1459 mit dem Zusatz "deserta" erwähnt, was soviel wie "wüst" oder "verlassen" bedeutet.
1451 erwirbt Heinrich von Fallersleben die Reste der Burg, baut sie aber nicht wieder auf, sondern errichtet am Kirchsee ein bescheidenes Herrenhaus und einige Wirtschaftsgebäude.
1463 fällt Dornburg für dreiundfünfzig Jahre an Johann und Peter von Kotze.
Von 1523 bis 1591 waren die von Lattorf auf Dornburg sesshaft, danach übernahmen die von Münchhausen das Lehen.
Als Dornburg 1674 an Anhalt-Zerbst fiel, begann hier eine rege Bautätigkeit. Das alte Gemäuer der bisherigen Besitzer wurde abgerissen und neben der Kirche ein Schloss gebaut, das 1684 Residenz des Fürsten Johann Ludwig wurde, des jüngsten Bruders des damaligen Fürsten Karl Wilhelm. Johann Ludwig setzte sich hier 1688 nach der Teilnahme am Türkenfeldzug und der Belagerung von Pest zur Ruhe und heiratete. Fünf Prinzen und zwei Prinzessinnen wurden ihm von seiner Gemahlin Leonore von Zeutsch in Dornburg geboren. So wurde Johann Ludwig zum Begründer der Dornburger Nebenlinie des Hauses Anhalt-Zerbst. Er starb im Jahre 1704.
Nachfolger wurde sein Sohn Christian August, der 1690 in Dornburg geboren worden war.
Der Dornburger Zipfel konnte die fürstliche Familie nicht ernähren. Deswegen trat Christian August von Anhalt-Zerbst-Dornburg in preußische Militärdienste und brachte es bis zum General. 1727 heiratete er die 15jährige Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorp. Beide wohnten zunächst in einem gemieteten Haus in Stettin. Dort gebar die junge Fürstin von Anhalt-Zerbst- Dornburg am 21.April 1729 eine Tochter, die den Namen Sophie Auguste Friederike erhielt. Einige Jahre danach wurde Christian August Stadtkommandant von Stettin und zog nun ins Stettiner Stadtschloss. Seine Frau war lebenslustig, und da es nur wenige Zerstreuungen gab, reiste sie oft zu Verwandten. So kamen Mutter und Tochter dann und wann auch nach Dornburg.
1742 starb Christian Augusts Bruder, der in Zerbst regiert hatte, kinderlos. Nun kündigte Christian August bei dem preußischen König und zog mit seiner Familie in das Zerbster Schloss. Ende Januar 1744 reisten Mutter und Tochter nach Petersburg.
Um den russischen Thronfolger heiraten zu können, musste die Anhalt-Zerbster Prinzessin den orthodoxen Glauben annehmen. Sie wurde auf den Namen der zweiten Gemahlin Peters des Großen Katharina getauft. Als Katharina II. wurde sie weltberühmt. Das heutige Schloss Dornburg hat Katharina die Große nie gesehen. Der ihr wohl bekannte Vorgängerbau brannte 1750 ab, und da war Katharina schon in Russland. Den Neubau gab Katharinas Mutter, die das kleine Fürstentum Anhalt-Zerbst einige Jahre für den noch unmündigen Sohn Friedrich August regierte, bei dem in Zerbst geborenen Nassau-Saarbrückischen Generalbaudirektor Friedrich Joachim Stengel in Auftrag. 1757 flohen Mutter und Sohn vor den preußischen Soldaten, die Friederich II. geschickt hatte, um den von ihnen geduldeten französischen Spion de Fraigne zu fangen. Johanna Elisabeth starb 1760 in Paris, Friedrich August 1793 in Luxemburg.
Nach seinem Tod fiel Dornburg 1797-1847 an das Herzogtum Köthen und danach an Anhalt-Dessau. Die Köthener Herzöge nutzten das Schloss zeitweilig als Sommerfrische. 1813 soll es nach der Schlacht um Möckern als französisches Lazarett gedient haben.
Anhalt-Dessau verkaufte das Amt Dornburg mit dem Schloss 1872 an den Gutsbesitzer Justus Leopold Hühne. Er und seine Nachfolger waren außerstande, den historisch und architektonisch bedeutsamen Stengel-Bau auf Dauer zu erhalten. Seine Enkelin verpachtete das Schloss 1933 an die SA, die es für ihre zwielichtigen Zwecke nutzte. Bald nach der "Machtergreifung" wurden Regimegegner in den Kellerräumen auf grausame Weise "verhört".
Das Schloss blieb bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Familie Hühne und wurde dann Volkseigentum. Nach seiner Restaurierung in den Jahren zwischen 1954 und 1962 diente es bis 1990 als Archivdepot. Dank des Wirkens der hiesigen Stengel Gesellschaft und der Unterstützung von Freunden Friedrich Joachim Stengels aus Deutschland, Russland und Frankreich gehört das Dornburger Schloss seit 1998 dem Land Sachsen-Anhalt. Sein Dach wurde mit großem Aufwand sachgerecht erneuert. Infolge fehlender finanzieller Mittel zur weiteren Restaurierung wird es aber leider immer noch nicht in der versprochenen Weise genutzt, nämlich als Dependance des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Halle.
2005: Seit Jahresbeginn ist Dornburg Mitglied der Einheitsgemeinde Gommern und damit des Kreises Jerichower Land. Die 850. Wiederkehr des Tages seiner urkundlichen Ersterwähnung ist allen ihre Heimat liebenden und traditionsbewussten Bürgerinnen und Bürgern Anlass, die in der anhaltische Epoche unserer Geschichte vollbrachten Leistungen zu würdigen und alten Freunden für ihre Beiträge von Herzen zu danken, insbesondere denen in der Lüneburger Heide. Unser diesjähriges Dorffest gibt dazu ebenso gute Gelegenheit wie zur Bekundung unserer Entschlossenheit, uns mit ganzer Kraft in die neue Gemeinschaft einzubringen.
Dornburg, den 26.03.2005 | Erhard Micklisch | Chronik von Dornburg